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Das Angebot der AWO Mädchenwohngruppe Töniesweg

Die AWO Mädchenwohngruppe Töniesweg ist ein mädchenspezifisches Jugendhilfeangebot der AWO Nordhessen gGmbH.

Die Wohngruppe verfügt über acht Belegungs-Plätze, sowie zwei Plätze, die als Verselbständigungs-Angebot in den eigens dafür eingerichteten Apartments genutzt werden können.

Die Mädchenwohngruppe möchte Mädchen und jungen Frauen mit negativen Sozialisationserfahrungen ein stabiles Lebensumfeld bieten. Dies erfolgt bei einer Tag-und-Nacht-Betreuung und mit ausschließlich weiblichem Fachpersonal. Die Mädchenwohngruppe bietet den betreuten Mädchen den notwendigen sicheren Ort, um Vertrauen zu sich selbst und zu anderen (wieder) aufzubauen, sowie eine eigenständige und stabile Persönlichkeit zu entwickeln.

Zielgruppe
Das Angebot der Mädchenwohngruppe richtet sich an 10 Mädchen und junge Frauen.
ab dem 12. Lebensjahr
mit und ohne Migrationserfahrung
die emotionale Vernachlässigung, Missachtung sowie körperliche und/oder seelische
Verletzungen erlebt haben
die einen mädchenspezifischen Lebensraum benötigen

Schwerpunkte

Die Betreuung der Mädchen und jungen Frauen orientiert sich am Bedarf der Einzelnen mit dem Ziel lebensnahe, soziale, kulturelle, gesundheitliche und kreative Anregungen zur Gestaltung ihres weiteren Lebenswegs zu geben. In der Mädchenwohngruppe werden, den individuellen Biografien und Lebenssituationen entsprechend, die besonderen Bedürfnisse von Mädchen und jungen Frauen wahrgenommen und berücksichtigt.

Unser Handeln orientiert sich zudem an den individuellen Ressourcen der Mädchen und ihren Familien. Wir berücksichtigen dabei ihre individuellen Lebenslagen und bestärken sie darin, vorhandene Fähigkeiten zu erkennen und zu nutzen. Hierbei wird der psychosoziale Bereich mit den sozialen, emotionalen und familiären Ressourcen ebenso einbezogen wie Fähigkeiten und Kenntnisse im schulischen sowie lebenspraktischen Bereich.

Die persönliche Entwicklung der Mädchen wird während der gesamten Hilfe dokumentiert. Es werden individuelle Ziele vereinbart, die regelmäßig mit dem Hilfeplan abgestimmt werden. Die Ziele werden mit den Mädchen besprochen und im Team kommuniziert. Sie ermöglichen u. a. durch ihre zeitnahe, messbare u. realisierbare Formulierung und Festschreibung eine Überprüfbarkeit.

Darüber hinaus ist es uns wichtig, gesellschaftliche Rollenzuweisung kritisch zu hinterfragen, Diskriminierungen entgegenzuwirken und den Blick für die Vielfalt der Lebensentwürfe sowohl für Frauen als auch für Männer zu öffnen. In Bezug auf die pädagogische Arbeit bedeutet dies, dass die Verhaltensweisen, Überlebensstrategien und lebensgeschichtlichen Hintergründe der Mädchen geschlechtsdifferenziert und mädchenspezifisch betrachtet werden.

Die Verlässlichkeit von Beziehungen ist dabei ein wichtiger Ansatz zur Bearbeitung negativer Sozialisationserfahrungen. Insbesondere traumatisierte Mädchen, speziell dann, wenn sie das Erlebte durch ihnen nahestehende Bezugspersonen erleiden mussten, haben oftmals das Vertrauen in positive zwischenmenschliche Beziehungen nachhaltig verloren oder eine starke Erschütterung ihres Vertrauens erfahren. Der Aufbau einer sicheren Bindung bildet die Grundlage auf der Mädchen und junge Frauen verloren gegangenes Vertrauen zurückerlangen und neue sowie positive Bindungserfahrungen machen.

Die Wohngruppe stellt jedem Mädchen zwei Pädagoginnen als Bezugsbetreuerinnen an die Seite, die als zuverlässige Kooperationspartnerinnen den Mädchen und jungen Frauen zur Verfügung stehen und sich um alle psychosozialen und organisatorischen Belange der Unterbringung (wie bspw. Kontakte zur Schule, Ausbildung, medizinische Versorgung, Jugendamt, Eltern) kümmern.

Alltag
Wir legen Wert auf einen Wohngruppenalltag, bei dem die Strukturen klar, transparent und überschaubar sind. Individuell werden die Mädchen und jungen Frauen in alltagspraktischen Dingen, wie z.B. Umgang mit Geld, Körperhygiene, Wäschepflege etc. unterstützt und ggf. angeleitet.

In der Gestaltung des Alltages legen wir u.a. besonderen Wert auf:
einen regelmäßigen Besuch der Schule bzw. der Ausbildungsstelle
die Einhaltung der Ausgangszeiten und der Nachtruhe
die Erledigung der hauswirtschaftlichen Verpflichtungen
die Gesundheitsfürsorge
die Teilnahme aller Mädchen & jungen Frauen an der wöchentlichen Gruppensitzung
die Teilnahme an gemeinsamen Mahlzeiten
einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld, eigenem Besitz und fremdem Eigentum
das Wahren von Grenzen anderer und Rücksichtnahme untereinander
die Teilnahme an den Sommerfreizeiten

Ziele

Bei der Betreuung der Mädchen und jungen Frauen orientieren wir uns an folgenden Leitzielen

Stabilisierung
individuelle Förderung und Erziehung unter Beachtung der biographischen Entwicklung
Vermittlung eines demokratischen Grundverständnisses und humanistischer Wertvorstellungen
Aufbau von Selbstvertrauen und Förderung der Persönlichkeitsentwicklung
Entwicklung eines positiven Lebensentwurfes und einer eigenständigen Lebensführung
Methoden

Die Grundlage unserer methodischen Arbeit bildet die mädchengerechte Pädagogik, die Mädchen und junge Frauen mit ihren individuellen Lebenslagen und Lebenserfahrungen berücksichtigt. Die Pädagoginnen nehmen gegenüber den Mädchen eine achtsame und wertschätzende Haltung ein und zeigen ein grenzenwahrendes und unterstützende Verhalten. Dabei kommen folgende Methoden zur Anwendung:

beziehungsorientierte Alltagsbegleitung
systemische Beratung
gezielte Betreuung im Einzelkontakt (Bezugsbetreuerinnensystem)
nondirektive, klientenzentrierte Gesprächsführung
das Konzept des „guten Grundes“
traumaspezifische Psychoedukation
lebensgeschichtliches Arbeiten & Verstehen
themenzentrierte Interaktion
Mediation
Wahrnehmungsschulung sowie Körper- und Achtsamkeitsübungen
Arbeit mit Phantasiereisen (z.B. innerer sicherer Ort)
individuelle & gemeinschaftl. Angebote
erlebnispädagogische Angebote
gruppenpädagogische Angebote
Elterncoaching
Verselbständigung

Verselbständigung in den wohngruppen-integrierten Apartments:
Im Anbau der Mädchenwohngruppe befinden sich zwei Verselbständigungs-Apartments mit eigenem Bad und einer eingebauten Pantry-Küche. Ziel des Wohnens in den Apartments ist es, jungen Frauen den Übergang in das eigenständige Leben zu erleichtern und sie auf ein selbständiges Leben vorzubereiten.

Verselbständigung in der eigenen Wohnung:
Die Mädchenwohngruppe bietet die Möglichkeit, die jungen Frauen nach ihrem Auszug in ihrer eigenen Wohnung zu betreuen und so den Übergang zum eigenständigen Leben zu erleichtern. Eine vorausgegangene Betreuung in den wohngruppen-integrierten Verselbständigungs-Apartments ist nicht erforderlich. Eine Betreuung in der eigenen Wohnung kann auch direkt im Anschluss an die stationäre Hilfe erfolgen.

Eltern- und Familienarbeit

Die Mitarbeiterinnen unterstützen die bei uns lebenden Mädchen und jungen Frauen bei der Gestaltung ihrer familiären Kontakte. Dabei steht die Entwicklung der Mädchen und jungen Frauen, hin zu einer eigenständigen, selbstbestimmten Persönlichkeit im Vordergrund. Die lebensgeschichtlichen Hintergründe bilden dabei die Grundlage des pädagogischen Ansatzes.

Eine für beide Seiten positive Beziehungsgestaltung, sowie die Abklärung möglicher bzw. notwendiger Abgrenzungen werden dabei berücksichtigt. Individuelle familiäre Ausgangslagen, insbesondere hinsichtlich der Sicherheit und Stabilität der Mädchen und jungen Frauen, werden hierbei mit einbezogen. Gemäß der Hilfeplanung werden die Eltern in die Ausgestaltung der Hilfe einbezogen. Im Hilfeplan werden individuelle Ziele, Wünsche und Notwendigkeiten gemeinsam besprochen und festgelegt. Für den Kontakt zu Eltern bzw. Personensorgeberechtigten sind in der Regel die beiden Bezugsbetreuerinnen hauptverantwortlich. Hier finden die Eltern kontinuierliche Ansprechpersonen, erhalten Informationen über die aktuelle pädagogische Arbeit und Unterstützung im Kontakt zu und mit ihren Töchtern.

Für einzelne Mädchen kann im Rahmen der Hilfeplanung eine Rückführung in die Familie angedacht sein. Hierfür ist es erforderlich, dass die familiären Hintergründe, die zur stationären Aufnahme geführt haben, geklärt werden. Voraussetzung ist, dass die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten bereit sind, mit den Mitarbeiterinnen der Mädchenwohngruppe und dem Jugendamt zu kooperieren und an der Rückführung aktiv mitwirken.

 
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